Weltmeister im Biertrinken sind die Deutschen zwar nicht mehr, da wurden sie von den Tschechen überholt, die pro Kopf mehr Bier konsumieren als jede andere Nation. Doch bei der Anzahl der Brauereien macht den Deutschen keiner etwas vor. Nirgends stehen immer noch so viele Braukessel, wie zwischen Nordsee und Alpen. Und da ist es ganz gleich, ob Dorf oder Großstadt, überall sind Brauereien angesiedelt. Es gibt aber natürlich Regionen, in denen das Bier ein besonderes Kulturgut ist. Wer einem Bayern sein Weißbier (der Nicht-Bayer würde Weizenbier dazu sagen) wegnimmt, macht aus ihm einen halben Menschen. Gleiches lässt sich beim Kölner mit seinem Kölsch oder dem Düsseldorfer mit seinem Alt sagen. Die Thüringer, Brandenburger oder Sachsen hingegen lassen nichts auf ihr Schwarzbier kommen und die Berliner nichts auf ihre Weiße mit Schuss.
Das meistgetrunkene Bier?
Das meist getrunkene Bier hierzulande ist allerdings das Pils, das in der ganzen Republik seine Freunde besitzt. Im Ruhrgebiet beispielsweise möchte keiner sein Pilsken (oder zwei, oder drei...) beim Fußball oder nach der Arbeit missen. Im Pott mit seinen Dortmunder Großbrauereien hat dann auch ein Wandel im Geschmack stattgefunden. Das für die Region typische Export wurde von dem herberen Pils fast verdrängt und einige ehemals große Brauereien aus dem Ruhrgebiet gibt es inzwischen nicht mehr. Dafür haben sich speziell Pilsbrauereien aus ländlichen Regionen zu Markenproduzenten entwickelt. Die sitzen in der Eifel ebenso wie im Sauerland und auch in den neuen Bundesländern.
Aufstand wegen Preiserhöhung
Wie sehr das Bier als Kulturgut verstanden wird, zeigt das Jahr 1888 in München. Damals hatten es die Brauereien gewagt, den Bierpreis geringfügig anzuheben. Der daraufhin folgende Aufstand mit kurz und klein geschlagenem Wirtshausmobiliar ging als Salvatorschlacht in die Geschichte ein. Ja ja, die Münchner! Von hier aus ging das Oktoberfest um die ganze Welt. Die Amerikaner feiern auf ihre Art ein Octoberfest und setzen sich (in China hergestellte) Seppelhüte auf, wenn sie nicht gleich wie hunderttausende andere Ausländer einmal im Jahr auf die Wies'n einfallen und beim echten Oktoberfest Bier trinken, bis der eine oder andere von ihnen in einem Zelt des Roten Kreuzes abgelegt werden muss.
Wo das Bier seinen Ursprung hat
Bier in allen Variationen ist also eine typisch deutsche Eigenart. Doch als Erfinder des Biers gehen die Deutschen nicht in die Geschichte ein. Älteste Nachweise für Bier finden sich in Mesopotamien. Auch die Ägypter hatten so eine Art Bier, welches sie aus halbfertig gebackenem Brot gewannen. Bei den Römern galt das als Cervisia bekannte Bier als barbarisches Getränk, was sie allerdings nicht daran hinderte, es ausgiebig zu genießen. Mit dem nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten Bier hatten die frühen Biere allerdings wenig gemein. Damals kamen noch allerlei Zutaten zum Einsatz, die heute nichts mehr im (deutschen) Bier verloren haben. Ein Bayernherzog war es, der das Reinheitsgebot von 1516 verordnete, wonach Bier nur aus Hopfen, Wasser und Malz (genauer gesagt Gerstenmalz oder Weizenmalz) hergestellt werden darf. Richtig verbindlich für ganz Deutschland wurde das Gebot allerdings erst ab 1919. Und das auch nur, weil die Bayern sich sonst geweigert hätten, der Weimarer Republik beizutreten. Immerhin bleiben den Deutschen deshalb Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, Stabilisatoren oder andere Mittelchen im Bier erspart. So rigoros sind sonst nur die Schweizer und Norweger, die sich ebenfalls an das deutsche Reinheitsgebot halten.
Obergärig vs untergärig: Was sind die Unterschiede?
Bei Bieren wird zwischen obergärig und untergärig unterschieden. Untergärige Biere bekommen beim Brauen eine Hefe zugesetzt, die unten schwimmt. Beim obergärigen Bier schwimmt die Hefe (die den Gärprozess in Gang setzt) während des Brauvorgangs hingegen oben. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Biertypen ist die Brautemperatur. Die Hefe von obergärigem Bier nimmt nur bei Temperaturen zwischen 18°C und 24°C ihre Arbeit auf. Bei untergärigem Bier ist die Hefe zwischen 8°C und 14°C aktiv. Mangels Kühlschränken oder anderer Kühlmöglichkeiten führte dies in früheren Zeiten dazu, dass untergäriges Bier nur in der kalten Jahreszeit gebraut werden konnte. Das obergärige Bier hingegen war ein Getränk für den Sommer bzw. für wärmere Jahreszeiten. Vertreter der untergärigen Biere sind Pils, Export, Bock, Märzen, Lager, Zwickelbier oder Schwarzbier. Bekannte obergärige Biere sind Alt, Kölsch, Weizenbier oder Berliner Weiße. Während die untergärigen Biere eine längere Haltbarkeit aufweisen, punkten obergärige Biere häufig durch ihr fruchtiges Aroma. Dafür müssen sie alsbald nach der Herstellung getrunken werden. Es gibt Schlimmeres.
Stammwürze?
Ein wichtiger Begriff für Bierliebhaber ist zudem die Stammwürze. Diese darf nicht mit dem Alkoholgehalt im Bier verwechselt werden, wobei durchaus ein Zusammenhang besteht. Teilt man die Stammwürze eines Biers durch drei, erhält man in etwa seinen Alkoholgehalt. Allgemein bezeichnet die Stammwürze den Anteil an nichtflüchtigen Stoffen, die sich vor der Gärung in dem Hopfen-Malz-Wasser-Gemisch befinden. Das sind vor allem Malzzucker, Eiweiß, Vitamine und Aromastoffe. Die Würze beim Bier ist mit gepressten Traubensaft (dem Most) beim Wein zu vergleichen. Stammwürze beim Bier und Grad Öchsle beim Wein sind analoge Begriffe. Die Stammwürze ist für Vater Staat ein wichtiges Kriterium. Je größer die Stammwürze und damit auch der Alkoholgehalt des Bieres, desto höher fällt die Alkoholsteuer aus. Hinsichtlich des Stammwürzegehalts werden Biere in Einfachbiere (Stammwürze 1,5 % bis 6,9 %), Schankbiere (7,0 % bis 10,9 %), Vollbiere (11,0 bis 15,9 %) und Starkbiere (ab 16 %) unterteilt. Den Durstigen juckt das wenig, er findet bei uns in Deutschland einen Reichtum an Bieren, den selbst das Mutterland des Pilsener Bieres, nämlich die Tschechei, nicht aufzuweisen hat.